Hoch über Granada thront vor der Sierra Nevada wie eine Fata Morgana eines der schönsten Bauwerke maurischer Kunst. Zwischen den rötlichen Mauern, die der Alhambra (vom arabischen alqalá al hamra) ihren Namen gaben, verstecken sich Träume und Geschichten von Feen, Dschinns, versteckten Schätzen, Prinzessinnen und Sultanen. Wir haben die Alhambra mit Kindern schon öfters besucht und wollen euch ein wenig mehr darüber erzählen. Vor allem von den Geschichten, die zwischen den reich verzierten Mauern schweben und von Liebe und Tod flüstern.
Die Familie meines Mannes lebt in der Nähe von Granada, weshalb wir mindestens einmal im Jahr in der Stadt unterhalb der Sierra Nevada sind. Und sei es nur auf dem Flughafen. Die Alhambra ist von vielen Stellen auch aus der Ferne zu erkennen und zieht unsere Blicke regelmäßig an. Und weckt immer wieder die Neugierde unserer Kinder, die nicht müde werden, die Geschichten anzuhören und zu lesen, die sich um den Palast winden. Für uns als Eltern steht eventuell das Architektonische an erster Stelle. Wenn ihr die Alhambra mit Kindern besucht, solltet ihr euch aber auch mit den Märchen beschäftigen, die bis weit in die Vergangenheit zurückreichen.
Für Eilige: Hier könnt ihr Eintrittskarten für die Alhambra mit Kindern kaufen.
Inhalt
Ein wenig Geschichte der Alhambra
Anfang des 8. Jahrhunderts eroberten die Araber fast das gesamte spanische Festland. Die Mauren waren weise und kultiviert und errichteten im Kalifat Córdoba architektonische Meisterwerke. Jedoch waren sie untereinander arg zerstritten, weshalb ihr Reich in kleine Hoheitsgebiete zerfiel, die man taifas nannte. Eines davon war Granada.
Hier regierten zwei Dynastien: die zirí und die nazarí. Besonders die Nasriden, wie man letztere nannte, machten es sich zur Aufgabe ihr kleines Königreich zu verzieren. Muhammad al-Ahmar, der Gründer der Dynastie, im 13. Jahrhundert und dessen Sohn trugen maßgeblich dazu bei, dass die Alhambra heute so aussieht, wie wir sie sehen können, wenn wir die Stadtburg besuchen.
Letzter König war Boabdil, Rey Chico genannt. Der kleine König. Er stand zeit seines Lebens im Schatten seines Vaters, der die Kinder seiner Konkubine als Thronnachfolger wollte. Als ob das nicht schon Pech genug für den kleinen König gewesen wäre, wurde er von den katholischen Königen Spaniens erst belagert, dann inhaftiert, schließlich zur Kapitulation genötigt und der Stadt verwiesen.
Man sagt, Boabdil habe sich bei seiner Abreise auf einem Pass der Sierra Nevada umgedreht, um einen letzten Blick auf die Alhambra zu werfen. Dabei seufzte er und vergoss die eine oder andere Träne, was dem Gebirgszug den Namen Suspiro del Moro einbrachte, der Seufzer des Mauren. Salman Rushdie hat ein Buch mit gleichem Titel geschrieben, das aber nur lose mit den historischen Ereignissen zu tun hat.
Gebäude & Paläste der Alhambra
Wo fangen wir unsere Besichtigung eigentlich an? Die Anlage ist riesig und umfasst mehrere Paläste, eine Festung, ein arabisches Bad und eine Medina. Ein wenig hängt eure Route davon ab, zu welcher Zeit ihr den Einlass für den Nasridenpalast habt. Falls möglich, würde ich den an eurer Stelle am Ende besuchen und mit den Gärten und dem Palast Generalife beginnen. Auf diese Weise spart ihr euch stetiges hin und her laufen und seht die Alhambra in einem Fluss.
Palast Generalife
Versucht nicht, den Namen Englisch auszusprechen! Mehr als um den Palast geht es hier um den Garten des alarife, dem Architekten. Früher diente der Palast den Emiren als Sommerresidenz und war ursprünglich über einen überdachten Weg direkt von der Alhambra über die dazwischenliegende Schlucht zu erreichen. Heute sind die Gärten die ältesten verbliebenen maurischen Gärten Europas und ein Abenteuerspielplatz für die Kinder, die die Alhambra besuchen.
Der Palast hat im Hauptgebäude neben einem turmähnlichen Bau eine Veranda. Darin, sagt man, war einst Prinz Ahmed al Kamel eingesperrt. Nicht als Strafe, sondern zu seinem eigenen Schutz. In seiner Einsamkeit lernte er die Sprache der Vögel und hatte eine Fledermaus als Freund. Mithilfe einer Eule und eines Papageis eroberte er das Herz einer christlichen Prinzessin. Sie heirateten, der Prinz wurde König und ernannten den Uhu zum ersten Minister, den Papagei Zeremonienmeister.
Um die alte Zypresse, die dem Hof den Namen gab, von der aber nur noch Reste zu sehen sind, rankt sich derweilen eine weitere Geschichte. In einem der Stämme soll sich einst eine Sultanin versteckt haben. Und zwar die Frau des letzten Sultans der Alhambra, Boabdil. Sie traf sich hier mit ihrem Liebhaber, einen Edelmann aus der Sippe der Abencerrajes. Merkt euch den Namen! Er spielt später im Nasridenpalast noch eine Rolle.
Torre de los Siete Suelos
Dieser Turm soll unterirdisch sieben Stockwerke (oder Böden, wenn man es wortwörtlich übersetzt) haben. Mann kennt allerdings nur zwei. Früher war das der Haupteingang zur Alhambra. Gegenüber befanden sich die Verliese.
Man erzählt sich, dass Boabdil, der letzte König durch dieses Tor schritt um den Belagerern die Festung zu übergeben und gleichzeitig das Tor hinter sich für immer zu verschließen, damit niemand mehr hindurchginge.
Puerta de la Justicia
Dieses prächtige Tor an der Südseite der befestigten Stadt besteht aus vier Pfeilern und einem zig zack-förmigen Durchlass, der einen gewalttätigen Zugang unmöglich machen sollte. Auf dem Mauerbogen befindet sich das Relief einer Hand. Auf dem Türbogen der Abdruck eines Schlüssels. Beides sind Symbole, die die Macht der Herrscher und des Islam verdeutlichen sollen.
Die Legenden erzählen, dass unter dem Turm ein arabischer Zauberer mit einer blonden Christin lebt und den Schlüssel bewacht. Sollte er eines Tages sein Versteck verlassen, würden mit ihm die Hand und Schlüssels und damit die ganze Alhambra verschwinden. Hoffen wir, dass es nie so weit kommt!
Plaza de los Aljibes
Zwischen dem Palast Carlos V und der Festung Alcazaba befindet sich dieser Platz. Ajibe ist das arabische (und auch spanische) Wort für Zisterne. Wasser spielte in der maurischen Architektur eine große Rolle. Früher kamen die Wasserträger mit ihren Eseln hier her, um Wasser zu schöpfen und unten in der Stadt zu verkaufen.
Ein armer, aber guter Wasserhändler half einem sehr kranken Araber an eben dieser Wasserstelle. Er nahm ihn mit zu sich nach Hause und pflegte ihn gesund. Der Araber überließ ihn aus Dankbarkeit ein Pergament und eine Kerze. Mit diesen Dingen entdeckte der Wasserhändler später einen großen Schatz in den Katakomben des Torre de los Siete Suelos.
La Alcazaba
Die Festung der Alhambra, sowie die Festungsmauer um die Burgstadt herum ist von vielen Türmen, atalayas, geprägt. Wir haben 30 gezählt. Wer bietet mehr? Sie dienten dem Schutz und funktionierten auf die gleiche Weise wie die Wehrtürme auf Mallorca. Im Gefahrenfall wurde auf den Türmen ein Leucht- oder Rauchfeuer entzündet und dadurch auch weiter entfernt liegende Gebäude gewarnt.
Der höchste Turm der Alcazaba ist der Torre de la Vela. Wenn ihr die kleine Anstrengung auf euch nehmt und einigermaßen schwindelfrei seid, könnt ihr von hier oben ein einmaliges Panorama über Granada, den Fluss Darro, dem weißen Viertel Albaicín und die Sierra Nevada genießen.
Der Nasridenpalast
Im Gegensatz zu allen anderen Gebäuden und Palästen kommt ihr nur zu der auf eurem Eintrittsticket angegeben Zeit in den Nasridenpalast. Einmal drinnen, könnt ihr euch dann aber so viel Zeit nehmen wie ihr wollt, um alle Mosaike, Stuckverzierungen, arabische Schriftzüge ausgiebig zu untersuchen.
Wir wollen hier gar nicht so sehr auf die einzelnen Räume und architektonische Highlights eingehen. Das erklären andere Leute besser. Stattdessen erzählen wir weiter Geschichten.
Die erste wichtige hierbei trug sich im Salón de Embajadores, dem Thronzimmer, zu, das ihr im zweiten Teil des Palastes sehen werdet. Hier saß der Regent mit sagenhaftem Blick auf den Innenhof. Ihr erinnert euch an Boabdil, dem letzten König? Seine Mutter ließ ihn im Thronzimmer an einem der Balkone abseilen, um ihn vor seinen blutrünstigen Onkel zu schützen. Später unterzeichnete Boabdil hier die Kapitulation und Übergabe der Alhambra.
Südlich von Hof mit dem Löwenbrunnen gelangt ihr in den Sala de los Abencerrajes. Erinnert ihr euch an den Namen? Einer der Herren der Familie Abencerraje traf sich heimlich mit der Sultanin zu nächtlichen Stelldichein in den Gärten des Generalife. Als die Affäre ans Licht kam, wurden mehrere Mitglieder der Familie in diesem Raum geköpft. Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr die Blutspritzer noch. (Obwohl es sich bei den roten Flecken nur um Rostrückstände im Marmor handelt. Aber diese Erklärung ist uns zu langweilig.)
Bevor wir enden, wenden wir uns kurz den Katholischen Königen zu. Auch sie hinterließen Spuren und Geschichten in der Alhambra. Eine davon im Sala de los Reyes. Hier fand die erste katholische Messe nach der Eroberung statt. Ein stiller Teilnehmer war Christopher Columbus. Er wartete geduldig einen Moment ab, um die Herrscher von einer Expedition nach Indien zu überzeugen. Sie wurde ihm genehmigt. Was danach folgte, wisst ihr alle: Er entdeckte Amerika.
Praktische Hinweise
Falls ihr immer noch lest, spielt ihr nach so vielen Geschichten wahrscheinlich mit dem Gedanken, die Alhambra mit Kindern zu besuchen. Wir helfen euch hier mit organisatorischen Dingen.
Öffnungszeiten
Die Alhambra ist täglich (außer am ersten Weihnachtsfeiertag und an Neujahr) ab 8.30 Uhr geöffnet. Geschlossen wird der normale Zugang zwischen Oktober und März um 18.00 Uhr, den Rest des Jahres um 20.00 Uhr. Für die Nachttouren gelten andere Öffnungszeiten.
Der Nasridenpalast ist nur zu der auf dem Eintrittsticket vermerkten Uhrzeit zugängig.
Eintrittspreis
Der Eintritt zur Alhambra kostet pro Person 14,- Euro. Kinder unter 12 Jahren sind kostenlos, brauchen aber ein eigenes Ticket, welches auch bei den einzelnen Palästen immer wieder gescannt wird.
Es gibt weiterhin noch andere Ticketpreise, unter anderem, um die Paläste der Alhambra bei Nacht zu besichtigen.
Tickets
Nur circa fünf Prozent aller Eintrittskarten zur Alhambra werden täglich direkt vor Ort verkauft. Die einzige sichere Variante am Wunschtag in die Stadtburg Granadas zu kommen, ist die Eintrittskarten bereits im Voraus online zu kaufen. Speziell in den Ferienzeiten und an Feiertagen (besonders um Weihnachten und Ostern) solltet ihr wenigstens eine Woche vorher planen.
Hier könnt ihr eurer Eintrittskarten kaufen.
Anreise
Zu Fuß erreicht ihr die Alhambra aus dem Stadtzentrum (Plaza Nueva) über einen 1 Kilometer langen steilen Anstieg. Das ist ein schöner Spaziergang durch urige Ecken, aber vor allem im Sommer mit Kindern sehr anstrengend. Starke Arme schieben hier auch noch Kinderwagen.
Oberhalb des Eingangsbereiches gibt 500 Parkplätze in vier verschiedenen Zonen. Pro Stunde werden 2.35 Euro berechnet.
Mit dem Bus gelangt man aus dem Zentrum Granadas alle acht Minuten mit den Linien C30, C32 und C35 bis an die Außenmauern der Anlage. Es verkehrt außerdem ein touristischer Minizug. Hier eine Übersicht des Liniennetzes (auf Englisch).
Die Alhambra mit Kinderwagen
Generell ist es erlaubt, den Kinderwagen mit in die Alhambra zu nehmen. Allerdings nicht in die Paläste. Dafür gibt es sowohl am Haupteingang (für Generalife) als auch an der Puerta del Vino (für Nasriden, Alcazaba und den Palast Carlos V) Aufbewahrungsmöglichkeiten.
Eltern von Kindern, die weniger als 12 kg wiegen, bekommen an diesen Stellen kostenlos Tragemöglichkeiten für ihre Babys zur Verfügung gestellt.
Beste Zeit zum Besuch der Alhambra mit Kindern
Fast 3 Millionen Menschen besuchen die Alhambra jährlich. Das sind ungefähr 8000 pro Tag. Einsam seid ihr dort also keinesfalls. Besonders während der (auch spanischen) Ferienzeiten ist das Menschenaufkommen noch einmal höher. Falls möglich, würde ich Weihnachten und Ostern meiden.
Generell ist es vormittags wuseliger als am Nachmittag. Die Zeit für den Einlass zum Nasridenpalast steht für jeden einzelnen Besucher fest. Sowohl auf den Eintrittskarten, als auch an verschiedenen Stellen in der Anlage wird darauf hingewiesen.
Downloads
Übersichtsplan der gesamten Alhambra (PDF)
Die Alhambra mit Kindern
An vielen Stellen ist von einer 3-stündigen Besuchszeit die Rede. Das kommt nur hin, wenn ihr stetig mit dem Strom schwimmt und überall nur schnell Fotos macht. Mit Kindern ist das vollkommen unmöglich.
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ihr schaut euch nur einen Teil der Paläste, also nicht alle Teile der Burg an. Da ihr wahrscheinlich nicht so oft wie wir in Granada seid, wollt ihr aber wahrscheinlich möglichst viel sehen. Weshalb die zweite Möglichkeit für euch besser ist:
Plant sehr viel Zeit ein und folgt dem Rhythmus der Kinder. Trotz zahlreicher Besucher gibt es überall Ecken, Parkbänke, Wasserläufe, an denen ihr alleine sein könnt. Nehmt ein ordentliches Picknick mit. Im Sommer eine Kopfbedeckung und Sonnencreme.
Die Alhambra mit Baby
Für einen Besuch der Alhambra mit Kleinkindern und Babys müsst ihr unbedingt wissen, dass der Kinderwagen nicht mit in die Paläste darf. Es gibt in den Pavillons am Eingangsbereich und an der Puerta del Vino Aufbewahrungsräume und die Möglichkeit unentgeltlich Tragehilfen für Kinder bis 12 kg auszuleihen.
Buchempfehlungen
Zur Lektüre und Einstimmung empfehle ich euch folgende Bücher:
Das Buch Alhambra für Kinder werdet ihr in der Alhambra an jeder Ecke und in sehr vielen Sprachen sehen. Die Illustrationen sind nett und es wird in einfacher Sprache ein guter Überblick über das Monument gegeben. Als Einstimmung auf einen Besuch ist es sowohl für Eltern als auch für Kinder perfekt.
Washington Irving wohnte im 19. Jahrhundert kurzzeitig in der Alhambra und erzählt im zweiten Buch alte Legenden neu nach. Kein Kinderbuch im eigentlichen Sinne, aber durchaus zu empfehlen, wenn ihr euren Kindern gerne mit eigenen Worten Geschichten zu Plätzen erzählt, die ihr besucht. Irvings Buch gibt es vor Ort mit kindgerechten Illustrationen.
Zum Weiterlesen
Auf dem Bestager Reiseblog nimmt euch Dagmar mit auf ihren Besuch in die Alhambra.
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